• MOOC-Plattformen nehmen klaren Kurs auf Corporate Academies

    Das US-amerikanische Unternehmen Coursera, das Online-Kurse und -Vorlesungen (Massive Open Online Courses=MOOCs) auf einer Plattform bündelt, hat im Februar 2015 eine enge Zusammenarbeit mit Google, Instagram und anderen Technologieunternehmen angekündigt. Gemeinsam will man Projekte entwickeln, die als Abschlussarbeit für die „Spezialization“-Programme dienen können: als Schlussstein für einen mehrgliedrigen Online-Zertifikatskus.

    Mit Interesse beobachten die Finanzmarktanalysten wie die Bildungsexperten, ob es Coursera mit diesen Partnerschaften gelingen könnte, seine „Spezialisation-Programme“ zum tragfähigen Businessmodell auszubauen. Unabhängig vom Vertriebserfolg scheint die neue Partnerschaft jedenfalls einen Trend zu belegen: Mit den MOOCs könnte sich ein Großteil der universitären Bildung nicht nur vom Hörsaal ins Netz, sondern auch von der Uni in die Unternehmen verlagern. Oder anders ausgedrückt: Die neuen digitalen Möglichkeiten erlauben neuen Partnerschaften zwischen Online-Education und Unternehmen. Die Universitäten und Business Schools können ihre Online-Lernangebote in Zusammenarbeit mit Unternehmen entstauben, aktualisieren und anschlussfähiger machen. Die Unternehmen wiederum steigern nicht nur ihre Attraktivität als Arbeitgeber, weil sie ohne großen Aufwand Zertifikate in Kooperation mit namhaften Universitäten anbieten können. Vielleicht noch wichtiger: Sie können Innovations– und Forschungsfragen direkt bearbeiten und diskutieren lassen – theoretisch von mehreren tausend Studenten.

    Das Interesse der Corporate Academies an MOOCs und Kooperationen mit Universitäten steigt spürbar. Das berichtet auch die deutsche Plattform Iversity. 160 Mitarbeiter von L’Oréal, dem weltweit größten Kosmetikunternehmen, haben im März den Massive Open Online Course (MOOC) “Public Speaking” der Universitat Pompeu Fabra (UPF) in Barcelona abgeschlossen. Für Diversity Grund zu Stolz und Freude – und zur Veröffentlichung einer Pressemitteilung: „Der Einsatz von MOOCs als Maßnahme der betrieblichen Weiterbildung unterstreicht, dass Diversity auf dem Weg zu einem funktionsfähigen Geschäftsmodell ist. Zugleich beweist die Kooperation mit L’Oréal, dass Online-Bildung eine erschwingliche Möglichkeit für Fachkräfte darstellt, diejenigen Qualifikationen zu erwerben, die auf dem Arbeitsmarkt benötigt werden.“

    Im Amerikanischen spricht man vom „Game Changing Effect“. Das Spiel wandelt sich tatsächlich. Der rasante Aufstieg der MOOCs bescherte Plattformen wie Coursera Nutzerzahlen in zweistelliger Millionenhöhe. Rekorde, die vor allem die akademischen Debatten um Sinn, Zweck und Lehrverständnis von Vorlesungen und Universitäten entfachten. Die hohen Abbruchquoten und das Abflauen des Medieninteresses brachte verstärkt die Frage nach Qualität, Möglichkeiten und Grenzen des Online-Lehrens und Lehrens zur Sprache. Jetzt steht eine ganz andere Grenzlinie im Blickpunkt: Wo hört das Lernen in der Uni auf und wo fängt das Lernen im Unternehmen an?

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