• Corporate Learning Trends 2020

    2020 wird wahrscheinlich so viel oder so wenig gelernt werden wie in den Jahren zu vor. Aber das Tempo, mit dem sich Technik, Ansprüche und Themen verändern, nimmt weiter Fahrt auf. Das sind aus meiner Sicht die drei wichtigsten Entwicklungen, die alle im Blick haben sollten, die sich mit Corporate Learning befassen:

    Virtual Reality wird Real Reality.

    Virtuelle Realität (VR) und „Erweiterte Realität“ (ER) sind auf dem Vormarsch. VR-Brillen, die den Einstieg in künstliche, dreidimensionale Welten ermöglichen, werden immer ausgereifter und zugleich immer erschwinglicher. Wenn die Möglichkeiten bisher noch nicht umfassend für Bildung und Training genutzt worden sind, lag das weniger an unausgereifter Technik, sondern an fehlenden Konzepten. Jetzt aber sind VR und ER gewaltig auf dem Vormarsch. Vor allem im Training von Service-Mitarbeitern an technischen Geräten haben sich die klobigen Headsets bereits bewährt. Jetzt kommt ihr Einsatz auch bei Soft-Themen zum Einsatz: Verhandlungen, Kundengespräche und vieles mehr. Auch Leadership-Themen werden virtuell trainiert. Der Einsatz der VR-Technologie ist für Learning Manager vor allem deshalb interessant, weil das Eintauchen in eine dreidimensionale, virtuelle Welt momentan noch ein unschlagbares Erlebnis bietet und unabhängig vom Lernthema Faszination auslöst. Wer wollte nicht in künstliche Welten eintauchen? Noch aber fehlen schlüssige Ansätze, wie sich die Lernerlebnisse in Curricula einbinden und mit traditionellen Lernformen kombinieren lassen. Wer hier vorausdenkt, ist klar im Vorteil.

    Big Data brauchen Big Presentations.

    Big Data, Deep Learning und die umfassenden Möglichkeiten der Datenanalyse in allen Unternehmensbereichen lassen sich nur nutzen, wenn die Menschen auch verstehen, wie sie die neuen Erkenntnisse visualisieren, kommunizieren und verbreiten können. Daten haben schließlich nur dann einen Wert, wenn sie Handlungen hervorrufen. Menschen müssen neu lernen, aus Zahlen Botschaften, Bilder und Geschichten zu entwickeln: mit Graphik, mit Schrift und in gesprochener Rede. Das liefert den Rhetorik- und Präsentationstrainings einen neuen Stellenwert – wenn sie Antworten auf die neuen Fragestellungen liefern können.

    70-20-10: Alte Formel, neuer Sinn

    Das 70-20-10-Modell hilft Corporate-Learning-Managern seit den 90er Jahren, die Erfahrungen der Mitarbeiter am Arbeitsplatz zum festen Bestandteil des Lernens zu machen: 70 Prozent des Lernens im Unternehmen „passiert“, wenn Menschen sich im Job schwierigen Aufgaben stellen. 20 Prozent des Lernens „passiert“ im beruflichen Umfeld – zum Beispiel durch Gespräche mit Vorgesetzten. Lernen durch traditionelle Weiterbildung macht „nur“ zehn Prozent des Lernens im Unternehmen aus.

    Mit der 70-20-10-Formel lässt sich die Bedeutung des informellen Lernens hervorheben und erhöhen. Deshalb haben Lernzirkel, kollegiale Lerngruppe und informelle Treffen für selbstorganisiertes Lernen Hochkonjunktur. Viele Personalabteilungen haben bereits ihre Erfahrungen mit „Working-Out-Loud“-Zirkeln und anderen Ausprägungen informeller Lernangebote gesammelt. Und sie spüren, dass informelles Lernen wichtig, aber nicht allein entscheidend ist. Seminare, Trainings und E-Learning mögen zwar „nur“ zehn Prozent des Lernens im Unternehmen ausmachen. Diese zehn Prozent sind aber entscheidend, wenn ein Unternehmen die Lernanstrengungen bündeln, vorantreiben und auf gemeinsame Ziele ausrichten möchte. Zudem lassen sich mit traditionellen Lernangeboten am besten die Menschen erreichen, die Herausforderungen am Arbeitsplatz lieber vermeiden denn als Lernerlebnis sehen und wenig Erfahrung mit selbstgesteuertem Lernen haben (und auch nicht mehr Erfahrung sammeln möchten). In vielen Unternehmen liegt der Größenanteil dieser Gruppe wohl nicht bei zehn oder zwanzig, sondern eher bei siebzig Prozent der Belegschaft … Viele bereits totgesagte Lernformen werden deshalb auch 2020 aus ganz praktischen Gründen ihre Berechtigung finden…

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